Laryngektomie / Teilresektion

Was ist eine Laryngektomie? Was ist eine Teilresektion des Kehlkopfes?

Eine Laryngektomie ist eine operative Entnahme des Kehlkopfes und wird meist bei einem Tumor im oder am Kehlkopf durchgeführt.
Medizinisch wird zwischen der totalen Laryngektomie und der Kehlkopfteilresektion unterschieden. Bei einer totalen Laryngektomie wird der gesamte Kehlkopf (Larynx) entfernt und so die Luft- und Speisewege operativ voneinander getrennt. Durch die totale Laryngektomie funktionieren Stimme und Atmung nicht mehr auf normale Art und Weise. Die Kehlkopfteilresektion hingegen ist eine operative Entfernung einzelner Strukturen des Kehlkopfes. Je nach Ausdehnung des entfernten Gewebes bleiben Stimm- und Atemfunktion erhalten. Die Teilresektion hat verschieden Ausprägungen. Bei ein- oder beidseitigem Tumorbefall der Stimmlippen (Glottis) werden lediglich die Schleimhaut und Muskeln reseziert. Man spricht dann von einer partiellen Chordektomie. Werden die Stimmlippen bei der Operation komplett entfernt und bleibt ein Narbenstrang zurück, spricht man von einer kompletten Chordektomie.
Weitere Arten der Kehlkopfteilresektion sind die frontolaterale Teilresektion, die Hemilaryngektomie und die supraglottische Teilresektion. Die frontolaterale Teilresektion meint die operative Entfernung der im Larynx befindlichen anatomischen Strukturen, die vorne und seitlich im Kehlkopf liegen. Unter der Hemilaryngektomie wird die einseitige Entfernung von Stimmlippen und Taschenfalten verstanden, d.h. die andere Hälfte des Kehlkopfes (Stimmlippen und Taschenfalten) bleibt erhalten. Die Taschenfalten sind mit schleimhautüberzogene Muskelstränge, welche oberhalb der Stimmlippen liegen.
Bei der letzten Art der Kehlkopfteilresektion, der supraglottischen Teilresektion, wird Gewebe, welches oberhalb der Stimmlippen liegt, operativ entfernt.

Welche Ursache hat eine Laryngektomie?

Die häufigste Ursache für eine Laryngektomie ist der Kehlkopfkrebs (Larynxkarzinom). Ein Larynxkarzinom ist ein bösartiger Tumor, der oberhalb (supraglottisch), auf (glottisch) oder unterhalb (subglottisch) der Stimmlippen wachsen kann. Die Entstehung eines Larynxkarzinoms wird durch Rauchen, Alkoholgenuss und häufiges Einatmen von Schadstoffen (z.B. Chrom, Nickel, Uran oder Asbest) begünstigt.
Eine Larynektomie wird dann vorgenommen, wenn eine Kehlkopfteilresektion, Chemo- oder Bestrahlungstherapie nicht mehr ausreichen oder keine Wirkung mehr zeigen. Dies ist häufig der Fall, wenn:

  • tumoröses Gewebe sich bis in den Zungengrund ausdehnt.
  • Larynxkarzinome die Stimmlippen so befallen, dass deren Beweglichkeit stark eingeschränkt ist.
  • Tumore in das Knorpelgerüst der Kehlkopfes einwachsen.
  • Resttumore nach Bestrahlung oder chirurgischer Therapie bestehen bleiben.
  • In selteneren Fällen wird eine Larynektomie ebenfalls nach traumatischen Ereignissen, wie z.B. einem Autounfall, durchgeführt.

Welche Folgen hat eine Laryngektomie (Kehlkopfentfernung) für Atmung, Stimme und Schlucken?
Nach der Kehlkopfentfernung sind der Luft- und der Speiseweg komplett voneinander getrennt. Das heißt, dass die Atmung nur noch über eine sichtbare Öffnung am Hals (Tracheostoma) möglich ist, sodass keine Nasen- oder Mundatmung stattfinden kann. Durch den Wegfall der Nasenatmung ist die Anfeuchtung, Erwärmung und die Filterung der Atemluft nicht mehr gegeben, weshalb das Tracheostoma vor schädlichen Außenreizen geschützt werden muss. Darüber hinaus reduziert sich der Atemwiderstand, was zur Folge hat, dass die Atemhilfsmuskulatur weniger arbeiten muss und die allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit abnimmt. Der Niesreflex und das geschmackliche Riechen bleiben erhalten. Jedoch entweicht die Luft beim Niesen nun durch das Tracheostoma, also der Öffnung des Halses und nicht wie vorher über die Nase selbst. Die fehlende Mundatmung führt dazu, dass laryngektomierte Patienten häufig anfälliger für Infekte sind, da die Abwehrfunktion des Lymphgewebes im Rachenring entfällt.
Nach einer Laryngektomie ist der Speiseweg komplett von den Atemwegen getrennt. Aus diesem Grund ist ein Verschlucken (Aspiration) von Nahrung nicht mehr möglich. Trotzdem kann es postoperativ zu Einschränkungen beim Essen und Schlucken kommen. Durch Narbenbildung kann es zur Verengung der Rachenpassage kommen, wodurch das Schlucken bestimmter Konsistenzen eingeschränkt sein kann. Oft ist auch das Kauen nach der Operation nur eingeschränkt möglich. Darüber hinaus kann die Sensibilität durch das vorhandene Narbengewebe gestört sein, sodass der Schluckakt verlangsamt stattfindet.

Eine weitere Folge der Laryngektomie ist der Verlust der Stimmfunktion. Da der Kehlkopf und damit die an der Stimmgebung beteiligten Stimmlippen, entfernt worden sind, ist das Produzieren von Stimme nicht mehr auf natürlichem Wege möglich. Allerdings können im Rahmen der logopädischen Therapie Kommunikationsmöglichkeiten, z.B. Pseudoflüstern, Sprechhilfen, wie z.B. die elektronische Sprechhilfe und Ersatzstimmen, wie z.B. über die Ösophagusstimme oder das Shunt-Ventil, erarbeitet und eingesetzt werden, um den Betroffenen die Kommunikation im Alltag zu erleichtern und ihre Autonomie zu fördern.

Welche Folgen hat eine Teilresektion?

Bei einer Kehlkopfteilresektion sieht die Ausgangslage anders aus. Je nachdem, wie viel Gewebe im Kehlkopf entfernt worden ist (siehe oben), kann die Stimmproduktion mithilfe von Ersatzstimmen (Ersatzphonation) kompensiert werden. Dabei gibt es verschiedene Ebenen im Kehlkopf, auf denen die Stimmgebung ermöglicht werden kann. Ist die Schwingungsfähigkeit und damit die Funktionstüchtigkeit der Stimmlippen stark beeinträchtigt, geschieht eine Verlagerung der Stimme auf die Ebene der etwas höher liegenden Taschenfalten. Wenn diese ebenfalls betroffen sind, folgt die darüber gelegene Ebene der ary-epiglottischen Falten. Bei einer Resektionstiefe (die Tiefe, in der das befallene Gewebe entfernt wurde) unter 0,5 cm ist die Stimmlippenschwingung nach der Operation noch möglich. In diesem Fall spricht man also von einer glottischen Ersatzphonation. Die Stimmqualität kann dann mithilfe von gezielter logopädischer Stimmrehabilitation an die ursprüngliche Stimme angeglichen werden. Wenn bei der Tumorresektion tiefer als 0,5 cm geschnitten werden muss, kann in der Therapie eine pseudoglottische Ersatzphonation angebahnt werden. Pseudoglottisch bedeutet, dass eine Schwingung der Stimmlippen aufgrund des zurückbleibenden Narbengewebes nicht mehr möglich ist. Der Stimmklang ist dann oft heiser und erhöht. Die Stimmqualität ist dementsprechend beeinträchtigt.
In Folge einer kompletten Entfernung der Stimmlippen verlagert sich die Stimmproduktion häufig auf die darüber gelegene Ebene, die Ebene der Taschenfalten. Da die Taschenfalten keine eigene Schwingungsfähigkeit haben, ist der Stimmklang dann oft tief, rau und heiser. Wenn die Stimmlippen nur teilweise entfernt werden, kann eine glotto-ventrikuläre Ersatzphonation (phonatio obliqua) erarbeitet werden. Bei dieser Ersatzstimme findet die Stimmproduktion mithilfe der Taschenfalte auf der operierten Seite und der gegenüberliegende Stimmlippe statt. Aufgrund der einseitig erhaltenen Schwingungsfähigkeit der nicht-operierten Stimmlippe kann die Stimmqualität gut trainiert werden. Werden bei der Tumorresektion sowohl die Taschenfalten, als auch die Stimmlippen komplett entfernt, kann die Ersatzphonation ausschließlich über die ary-epiglottischen Falten erfolgen, die über den Taschenfalten liegen. Diese Ersatzphonationsebene weist die schlechteste Stimmqualität auf, denn die Stimme klingt dann häufig sehr heiser und rau. Außerdem muss der Betroffene eine hohe Kraft aufwenden, um auf dieser Ebene sprechen zu können.
Anders als bei einer totalen Laryngektomie sind bei einer Teilresektion Speise- und Luftwege nicht operativ voneinander getrennt. Aus diesem Grund ist die Ausprägung einer möglichen Schluckstörung (Dysphagie) abhängig von der Größe und auch der Lokalisation des entfernten Tumorgewebes. Dabei können die Symptome einer Dysphagie nach Tumorresektion ganz unterschiedlich sein. Durch Gewebsneubildungen oder -veränderungen können vor allem die Kraft, die Empfindung, die Beweglichkeit und die Koordination der am Schluckvorgang beteiligten anatomischen Strukturen beeinträchtigt sein. Infolgedessen kann es während der Nahrungsaufnahme zu verschiedenen Symptomen bei den Betroffenen kommen:

  • Eindringen von Nahrung/Flüssigkeit in die Atemwege, Verschlucken (Aspiration/Penetration)
  • Eindringen von Nahrung/Flüssigkeit in die Nase (nasale Penetration)
  • Zurückbleiben von Essensresten im Mund oder Rachen nach dem Schlucken (Residuen)
  • Probleme bei der Nahrungszerkleinerung
  • veränderte Geschmacksempfindung (Dysgeusie)

Kann ich nach der OP wieder sprechen und wenn ja, wie schnell?

Grob lässt sich diese Frage mit “jein” beantworten. Hierbei hängt es auch wieder davon ab, ob nur eine Teilresektion oder eine totale Laryngektomie vorgenommen wurde. Bei der Teilresektion kann man nach der Operation im Regelfall wieder sprechen, wobei die Stimmqualität von der jeweiligen Ersatzphonationsebene abhängig ist. Optimalerweise sollte nach der Operation schnellstmöglich mit der logopädischen Stimmrehabilitation begonnen werden (am besten direkt nach der Wundheilung), um einen ökonomischen Stimmgebrauch zu fördern. Oft ist allerdings direkt nach der Operation entspanntes, leises Flüstern bereits möglich. Lautes Sprechen, Räuspern und kräftiges Husten sollten hingegen vermieden werden. In den meisten Fällen kann ca. zwei Wochen nach der Operation mit der Stimmrehabilitation begonnen werden. In Abhängigkeit von der Größe des entfernten Tumors werden dann die oben beschriebenen Ersatzphonationsebenen erarbeitet.
Nach einer totalen Laryngektomie ist das Sprechen direkt nach der Operation nicht möglich, da durch das Fehlen des Kehlkopfes die Stimmbildung auf Stimmlippen- oder einer der darüber gelegenen Ebenen nicht funktioniert. Im Rahmen der logopädischen Therapie können jedoch Ersatzstrategien und auch -stimmen erarbeitet und eingesetzt werden, die die Kommunikation für die Betroffenen sicherstellt. Die Therapie kann, bis hin zum sicheren Umgang mit der jeweiligen Ersatzstrategie bzw. -stimme, einige Monate, manchmal sogar Jahre dauern.

Welche Methoden gibt es zum Sprechen?

Nach einer totalen Laryngektomie gibt es vier gängige Methoden, um die Kommunikationsfähigkeit zurück zu erlangen. Das Sprechen kann mithilfe des Pseudoflüsterns, der elektronischen Sprechhilfe, der Ösophagusstimme oder des Shunt-Ventils ermöglicht werden.

  • Pseudoflüstern:
    Pseudoflüstern ist oft die erste Kommunikationsmöglichkeit nach der Operation. Da das Artikulieren auch noch nach der Laryngektomie möglich ist, kann diese Methode schnellstmöglich eingesetzt werden. Beim Pseudoflüstern wird die Luft, die im Mund vorhanden ist, zur Artikulation genutzt. Dabei sind stimmlose Laute (z.B. p, k, t) einfacher zu artikulieren. Vokale oder stimmhafte Konsonanten können von Lippen- und Zungen abgelesen werden.
  • Elektronische Sprechhilfe:
    Eine elektronische Sprechhilfe ist ein kleines akkubetriebenes Gerät, welches eine schwingungsfähige Membran besitzt. Die Membran des Geräts wird an die Seite des Halses angelegt. Durch Betätigung der auf dem Gerät befindlichen Tasten wird die Membran in Schwingung versetzt und die Vibration auf das entsprechende Halsgewebe übertragen. Artikuliert der Nutzer nun einzelne Laute, Wörter oder Sätze, kann damit gesprochen werden. Die Stimme klingt dabei jedoch sehr mechanisch und etwas roboterhaft. Mithilfe von verschiedenen Tasten am Gerät kann eine gewisse Sprachmelodie (Intonation) erzeugt werden. Diese ist jedoch kaum mit der physiologischen Sprachmelodie vergleichbar. Neben der Modulationsmöglichkeit kann auch die Lautstärke des Gesprochenen verändert werden. Im Rahmen der logopädischen Therapie erlernt der Patient den kompetenten Umgang mit und den sicheren Einsatz der elektronischen Sprechhilfe.
  • Ösophagusstimme:
    Die Ösophagusstimme kann auch als Speiseröhrenstimme bezeichnet werden. Der Begriff „Ructusstimme“ gilt im Allgemeinen als veraltet, da das Wort „ructus“ mit dem hochdeutschen Wort „rülpsen“ gleichzusetzen ist, weshalb die Übersetzung dementsprechend „Rülpsstimme“ ist und häufig mit Unappetitlichkeit und Anstößigkeit assoziiert wird. Die Luft, die sich im Mundraum befindet, wird in den Ösophagus (Speiseröhre) eingesogen. Dort wird sie kurz gehalten und über die Pseudoglottis (Ersatzstimmlippe) willkürlich wieder freigegeben. Unter Pseudoglottis wird die obere Öffnung der Speiseröhre (oberer Ösophagussphincter und umliegende Strukturen) verstanden. Durch die Luftabgabe aus dem Ösophagus entsteht ein Ton, der im Mund dann mithilfe von Zunge, Lippen und Gaumen zu Lauten geformt werden kann. Ein wesentlicher Vorteil der Ösophagusstimme gegenüber der elektronischen Sprechhilfe besteht darin, dass es eine körpereigene Stimme ist und somit keinerlei technische Hilfsmittel benötigt werden. Allerdings erfordert das Erlernen der Ösophagusstimme in der logopädischen Behandlung viel Geduld und Übung, bis die Stimme vollumfänglich im Alltag eingesetzt werden kann und der Stimmklang sich ausdifferenziert hat.
  • Shunt-Ventil:
    Mithilfe des Shunt-Ventils kann ebenfalls eine Ösophagusstimme erzeugt werden. Die Funktionsweise des Ventils ist jedoch eine andere. Durch eine operativ geschaffene Verbindung zwischen Tracheostoma und Speiseröhre (Shunt) kann der Betroffene den Ausatemstrom über ein Einwegventil beim Zuhalten des Tracheostomas in den Ösophagus leiten. Einwegventil bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Weg nur in eine Richtung frei ist. Das heißt, dass nur der Ausatemstrom in den Ösophagus transportiert werden kann, aber in der Regel keine Luft oder kein Speisebrei in die andere Richtung gelangt. Der Ton entsteht wie bei der klassischen Ösophagusstimme auch an der Pseudoglottis und wird dann mithilfe von Lippen, Zunge und Kiefer zu Lauten geformt. Im Vergleich zur klassischen Ösophagusstimme ist das Sprechen mit einem Shunt-Ventil einfacher. Nach einem ersten Anbahnungsversuch und einer Überprüfung der Funktionstüchtigkeit des Shunt-Ventils, kann der Patient schnell selbst anfangen zu üben, das Tracheostoma mit den Fingern zu verschließen, um Stimme zu erzeugen. Die regelmäßige Überprüfung des Shunt-Ventils auf Lage und Funktionsfähigkeit ist dringend notwendig, da bei einer falschen Lage oder bei einer Undichtigkeit des Ventils Nahrung oder Flüssigkeit in die Luftwege gelangen kann und so zur einer Aspiration (Verschlucken) führen. Mithilfe der logopädischen Behandlung kann die Erweiterung der Äußerungslänge, die Modulationsfähigkeit der Stimme und die Lautstärke beim Sprechen erarbeitet und gefestigt werden.

Wie werden kehlkopfoperierte Patienten therapiert?

Grundsätzlich gilt: Nach der Laryngektomie oder der Teilresektion sollte schnellstmöglich mit der logopädischen Therapie begonnen werden, um die Kommunikationsfähigkeit zu unterstützen. Bei der Therapie nach einer Laryngektomie wird gemeinsam mit dem Logopäden und einem Arzt überlegt, welche Ersatzstimme/Sprechhilfe individuell am geeignetsten ist. Darauf wird dann die logopädische Therapie aufgebaut.
Nach einer Teilresektion sollten Betroffene zeitnah mit einer Stimmrehabilitation beginnen. In der Stimmrehabilitation wird dann gemeinsam mit einem Logopäden entschieden, welche Ersatzphonationsebene das beste stimmliche Entwicklungspotenzial bietet. Aufbauend darauf werden dann verschiedene Übungen mit der neuen Ersatzstimme angebahnt, gefestigt und in den Alltag übertragen.

Wie kann ein Logopäde bei einer Laryngektomie oder Teilresektion helfen?

Logopäden verfügen über ein hohes Maß an Fachwissen über die Anatomie, Strukur und Funktionsweise des Kehlkopfes und der am Sprech-, Schluck- und Stimmvorgang beteiligten Strukturen. Aus diesem Grund sind sie daher auch die Experten, wenn eine, mehrere oder alle Strukturen im Kehlkopf ausfallen oder entfernt wurden. Ein Logopäde kann dann mithilfe der individuellen Ressourcen der Betroffenen eine geeignete Ersatzstimme auswählen und diese gemeinsam mit dem Patienten durch verschiedene Übungen erarbeiten. So kann eine Verständigung in Alltagssituationen wiederhergestellt und sichergestellt werden. Die logopädische Behandlung folgt dabei einer gewissen Abfolge, die in der Antwort der nächsten Frage geklärt wird. Darüber hinausgehend können schlucktherapeutische Übungen helfen die Nahrungsaufnahme zu erleichtern und sicher zu gestalten. Dabei wählt der Therapeut sinnvolle schlucktherapeutische Übungen (Restitution/Kompensation) aus. Gegebenenfalls kann es auch sinnvoll sein, die Essgewohnheiten gemeinsam mit dem Logopäden anzupassen (Adaption).

Wie läuft eine logopädische Therapie ab? Welche Übungen können helfen?

Die logopädische Therapie erfolgt in mehreren Phasen. Am Anfang jeder logopädischen Therapie nach einer Laryngektomie oder Teilresektion steht eine ausführliche Diagnostik. Diese setzt sich aus dem Anamnesegespräch und der Befunderhebung zusammen. Im Zuge der Anamnese werden alle therapierelevanten Faktoren abgefragt. Dabei werden vor allem allgemeine Informationen zum Krankheitsverlauf eingeholt (z.B. medizinische Befunde und Diagnosen, Operationsdatum, Strahlen- und Chemotherapie, Trachealkanüle etc.). Wichtig sind aber insbesondere auch personenbezogene Faktoren, wie z.B. die Therapiemotivation der Patienten, Ängste, eigene Therapieziele und Vorstellungen, Essgewohnheiten, das soziale Umfeld und Freizeitbeschäftigungen der Betroffenen, um die Therapie patienten- und alltagsorientiert gestalten zu können. An die Anamnese schließt sich die logopädische Befunderhebung an. In diesem Teil der Diagnostik erhebt der Logopäde Funktionsparameter, die für die Erarbeitung der Ersatzstimme und für die Schlucktherapie relevant sind. Erhoben werden z.B. der Stimm- und Sprechstatus vor der Operation, die Körperhaltung und Muskelspannung, die Atmung, das Kommunikationsverhalten und die Artikulation der Betroffenen, der Zahnstatus und die Muskelspannung im Gesichts- und Mundbereich. Außerdem können im Rahmen der Befunderhebung erste Ersatzphonationsebenen, Ersatzstimmen oder Sprechhilfen erprobt werden und dahingehend beurteilt werden, ob sie für den Patienten geeignet sind.
Darüber hinaus erfolgen Schluckversuche mit verschiedenen Nahrungskonsistenzen.
Wenn der Patient bereits mit einem angelegten Shunt-Ventil in die Diagnostikstunde kommt, werden außerdem Informationen zum Shunt-Ventil selbst erhoben (z.B. Einsatzdatum, Shunt-Ventil-Pflege, Art und Qualität des Tracheostomaverschlusses, Tonproduktion und Tonhaltedauer, Trinkversuch zur Feststellung von Aspiration etc.).
Nach der Diagnostik folgt die Stimmtherapie in einer definierten Abfolge. Zunächst erfolgt die Anbahnungsphase der entsprechenden Ersatzstimme oder Sprechhilfe. Im Anschluss daran kommt die Stabilisierungsphase, in der das Gelernte gefestigt wird. Als dritte Phase kann die Transferphase gesehen werden, wobei man an dieser Stelle sagen muss, dass der Transfer in den Alltag bereits ab der ersten Stunde erfolgen sollte, um den Einsatz des kompensatorischen Musters auch im Alltag zu gewährleisten. Im Rahmen der Anbahnungsphase muss der Patient bei einer elektronischen Sprechhilfe z.B. lernen, die richtige Ansatzstelle am Hals zu finden, das Gerät sprechsynchron zu betätigen und die Tasten am Gerät zielsicher zu finden. Am Anfang der Anbahnungsphase der klassischen Ösophagusstimme steht das Erlernen des Einsaugen oder Eindrücken der im Mund befindlichen Luft, um einen Ton über die Speiseröhre zu erzeugen. Für Träger eines Shunt-Ventils beginnt die Therapie oft mit dem Erarbeiten eines effizienten Tracheostomaverschlusse für die optimale Tonproduktion. An die erste Anbahnungsphase schließt sich die Stabilisierungsphase an. Bei der Stabilisierung geht es darum, den Umgang mit der Ersatzstimme zu festigen. Mithilfe von gezielten Artikulations-, Atem-, Lautstärke und Intonationsübungen erarbeiten Patient und Logopäde gemeinsam eine Stimme, mit welcher sich die Betroffenen am besten identifizieren können. Insbesondere Lautstärke- und Intonationsübungen sind in dieser Phase wichtig, um die Stimme möglichst an den natürlichen Stimmklang und die natürliche Sprechweise anzugleichen.
Ziel der letzten Phase, der Transferphase, ist es das Gelernte in möglichst vielen Sprech-, Alltags- und Kommunikationssituationen umzusetzen, damit sich zum einen das neue Sprech- und Stimmmuster festigt, zum anderen aber auch die Akzeptanz der Patienten gegenüber der eigenen, neuen Stimme wächst. Wie im oberen Abschnitt bereits erklärt, sollten kleinere Transferaufgaben bereits früh in der Therapie eingesetzt werden. Weitere Therapiebausteine in den einzelnen Therapiephasen können Übungen zur Wahrnehmung und Muskeltonus sein, da Kehlkopflose häufig dazu neigen, Fehlspannungen im Körper als Kompensation aufzubauen. Eine geschulte Wahrnehmung der eigenen Stimme erleichtert den Patienten die eigene Stimmführung in Gesprächssituationen.
Neben der Stimmrehabilitation sollte beim Vorliegen einer Dysphagie ebenfalls eine Schlucktherapie erfolgen. Das generelle Ziel dabei ist, dass die Patienten möglichst schnell wieder „normal“ essen können. „Normal“ meint in diesem Zusammenhang, dass die Patient Nahrung und Flüssigkeit sicher (z.B. mithilfe von kompensatorischen Verfahren) oral, also über den Mund, aufnehmen können und so nicht über eine Sonde ernährt werden müssen. Im Rahmen der logopädischen Dysphagiebehandlung nach der Laryngektomie oder Teilresektion wählt der Therapeut gemeinsam mit den Betroffenen geeignete Therapieverfahren aus, erarbeitet, festigt und integriert diese in den Alltag des Patienten, um ihm wieder eine anstrengungsfreie, genussvolle und sichere Nahrungsaufnahme zu ermöglichen.

Selbsthilfegruppen

Selbsthilfegruppe des Bundesverbands der Kehlkopfoperierten e.V. finden Sie unter: kehlkopfoperiert-bv.de.
Selbsthilfegruppen können den Betroffen und/oder Angehörigen helfen, mit anderen Kehlkopflosen in Kontakt zu kommen, Erfahrungen auszutauschen oder Antworten auf weitere Fragen zu bekommen.

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